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    Böhme-Zeitung vom 29.01.2019:  
 
 



 

So etwas gibt es nicht mal in Berlin

Seit 25 Jahren gibt es die Vortragstreihe „Soltauer Gespräche", die das kulturelle Leben in Soltau bereichern.




Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche (von links) Jutta Wolf, Dr. Hans Lucas,
Dr. Frederick J. Phillips und Gottfried Berndt blicken zurück auf ein Vierteljahrhundert mit
Vorträgen prominenter Referenten. Foto: len

VON THOMAS LENTHE

Soltau. Die 50-jährige Wiederkehr des Stauffenberg-Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 war der Anlass, dieses bedeutenden zeitgeschichtlichen Ereignisses mit einem Vertrag des damaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, Ulrich de Maiziere, zum Thema „Das Vermächtnis des 20. Juli 1944“ zu gedenken.
Das daraus eine Vortragsreihe mit dem Namen „Soltauer Gespräche“ entstehen würde, war damals nicht absehbar. Und auch nicht, dass diese Reihe in diesem Jahr ein Vierteljahrhundert alt wird und sich in dieser Zeit einen guten Ruf erworben und auch den Namen Soltaus in die Welt getragen hat.
Die damals von Dr. Hans Lucas aus der Soltauer Kulturkonferenz heraus gegründete Arbeitsgruppe blieb zusammen und stellt seitdem Jahr für Jahr ein Programm zusammen, das wegen seiner Referenten und der ausgewählten Themen fast immer für ein volles Haus in der Bibliothek Waldmühle sorgt.
Neben dem als Sprecher fungierenden Dr. Lucas wirkten Bürgermeister Wolfgang Bargmann, Stadtdirektor Jürgen Fenner, die Ratsmitglieder Erik Carls (Bürgerunion), Hildegard Oppermann (CDU). Heinzjürgen Pfitzinger (CDU) und Siglinde Wein (SPD) sowie Dr. Helmut Krüger, Dr. Heinrich Kröger, lnge Lehmann-Böhm, lnge Lueken und Jan Leudolph mit. Seit 2009 ist Gottfried Berndt Sprecher der Gruppe, die mittlerweile eine andere Zusammensetzung als zu Beginn hat.

Die Liste der gut 200 Referenten enthält Namen wie Egon Bahr, lgnatz Bubis, Dr. Valentin Falin, Jürgen Gansäuer, Dr. Regine Hildebrandt Bischof Dr. Josef Homeyer, Ungarns Ex-Ministerpräsident Dr. Gyula Horn, Martin Kind, Vera Lengsfeld, Professor Dr. Jutta Limbach, Professor Dr. Ernst Mahrenholz, Lothar de Maizière, Landesbischoff Ralf Meister, Franz Müntefering, Rupert Neudeck, Israels ehemaliger Botschafter Avi Primor, Dirk Roßmann und Stephan Weil. Die Vorträge decken unter anderem politische zeitgeschichtliche, historische, medizinische, musikwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Themen ab.

Die Planung für ein Jahresprogramm benötigt gut ein Jahr Vorlauf. Gerade in diesem Monat hat die Arbeits-gruppe wieder zusammengesessen und sich überlegt, welche Themen im Jahr 2020 aktuell sein könnten. So gibt es den runden Geburtstag „300 Jahre Wiedervereinigung“, aber auch Vorträge zu künstlicher Intelligenz und Mobilität.

Die Arbeitsgruppe, die laut Jutta Wolf „ein gutes Sensorium dafür hat, was aktuell ist oder wird“, schreibt poten#zielle Referenten an und wartet mehr oder weniger lange auf Antwort. Manche bedienen sich einer Agentur, manche müssen fünfmal um eine Antwort gebeten werden, ein anderer wiederum wie zum Beispiel Gregor Gysi gab schon zwei Tage später seine Zusage, aber auch Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker meldeten sich umgehend auf die Anfragen - „alte Schule“, so Dr. Lucas, wenn auch ablehnend.

Bei der Referentensuche gibt es einen finanziellen Rahmen: Die Höhe des Honorars liegt bei maximal 500 Euro. Das wiederum lässt etliche Prominente durchs Raster fallen. Als Bill Clinton 2001 Augsburg besuchte, wollte Lucas dies ausnutzen und ihn nach Soltau lotsen. Doch das erwünschte Honorar von 20 000 Mark machte diesem Begehren einen Strich durch die Rechnung. Andere Referenten sind angetan von dem, was die Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche auf die Beine stellt und verzichten auf die Bezahlung, so unter anderem Dr. Themas Reiter und Dr. Rainer Eppelmann.

Veranstaltungsort ist die Bibliothek Waldmühle, die allerdings maximal 150 Zuhörer fasst. Aber umziehen will die Arbeitsgruppe nicht, weil das Ambiente so einzigartig ist - mit dem Charakter eines Amphitheaters. „Wir haben lieber ein volles Haus in der Waldmühle als 200 Zuhörer in der Aula“, sagt Dr. Frederick Phillips.

Es gab aber auch schon Veranstaltungen mit sehr wenig Zuspruch: 15 Personen bei Dr. Beate Schöpp-Schilling oder sieben, darunter vier Snevern Jungs, beim belgischen Historiker Dr. Bruno Kartheuser, der 2007 über „Das Geiseldrama von Tulle/Frankreich 1944“ sprach.

Befürchtete Störungen blieben aus, die rechtsradikalen Besucher diskutierten mit dem Referenten. Das Prozedere an diesen Vortragsabenden läuft immer nach demselben Muster ab. Der Referent und Mitglieder der Arbeitsgruppe essen im Hotel Meyn gemeinsam zu Abend, gehen dann zu Fuß die paar Meter zur Waldmühle und treffen sich nach dem Vortrag gegenüber zu einem Absacker. Am nächsten Morgen lädt der Moderator des Abends den Referenten zum Frühstück ein. Als Moderator ist jeweils ein Mitglied der Arbeitsgruppe gefordert, denn nach dem Vortrag heißt es „Feuer frei“ zur Diskussion. Falls die, was selten passiert, nicht in Gang kommt, müssen die Moderatoren mit eigenen Fragen das Eis brechen. Ursprünglich gab es sogar Pausen in der Vortragsveranstaltung. Bei einem Vortrag von Professor Dr. Bassam Tibi über „Islam und Islamismus“ (1997), in dem er laut Lucas permanent auf seine Bücher verwiesen hatte, war nach der Pause „praktisch keiner mehr da“. Von da an verzichtete die Arbeitsgruppe auf Pausen.

„Solch eine Reihe gibt es nicht mal in Berlin“. soll Professor Dr. Eckhard Nagel laut Jutta Wolf gesagt haben. Und dieses Renommee und die Liste der hochkarätigen Referenten erleichtert es, neue zu finden. Wolf stellt aber auch heraus, dass das zum Teil fachkundige Publikum zum Erfolg der Reihe beigetragen hat. Allerdings gab es auch „ein tiefes Niveau“. so Lucas, als bei Gregor Gysis Vortrag über den 17. Juni 1953 Stimmen laut wurden, die der Arbeitsgruppe vorwarfen, diesen Referenten eingeladen zu haben.

„Für die Zukunft wünschen wir uns ein etwas jüngeres Publikum“, spricht Berndt das Problem an, außerhalb von historischen oder musikwissenschaftlichen Themen, die über Lehrer beworben werden, die Facebook-Generation zu erreichen.


 
   
     
     
     
           
           
       
 
         
    Böhme-Zeitung vom 12.07.2014:  
 
 



 

Regionales mit Renommee

Die Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche feiert 20-jähriges Bestehen




Hubertus Greiner (von links), Gottfried Berndt und Dr. Frederick
Phillips freuen sich über die Geschichte ihrer Reihe. Foto: dit



dit Soltau. Seit 20 Jahren gibt es die Soltauer Gespräche – eine kulturelle Größe in der Region. Namhafte Referenten informieren in zehn bis elf Veranstaltungen pro Jahr über Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur, unter ihnen SPD-Bundespolitiker Egon Bahr, Musikerin und Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano und die ehemalige evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann.

Die Referenten seien angetan von der Atmosphäre in der Bibliothek Waldmühle, in der bis zu 150 Gäste Platz finden. „Bekannte Leute sagen: ,Es ist uns eine Ehre, da mitmachen zu dürfen‘“, erinnert sich Hubertus Greiner, Mitglied der Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche. Das intellektuell anspruchsvolle Programm mit bekannten Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens beeindrucke zuweilen die Vortragenden. Diese legten dann auch keinen Wert auf die Höhe des Honorars, sondern freuten sich, vor einer interessierten Zuhörerschaft zu referieren.

Die Soltauer Gespräche waren 1993 auf Initiative des Soltauer Rates ins Leben gerufen worden. „Die erste Veranstaltung war so gut besucht, dass sie sagten: Wir wollen das weitermachen“, erklärt Gottfried Berndt, Sprecher der Arbeitsgruppe. Viermal im Jahr treffen sich die acht Mitglieder, um sich über künftige Themen auszutauschen. Ihnen ist wichtig, auch Referenten mit Wurzeln im Raum Soltau zu gewinnen, wie der Meeresbiologe Prof. Dr. Martin Visbeck und der Humangenetiker Privatdozent Dr. Arne Pfeufer. „Wir sind offen für Anregungen aus der Bevölkerung“, betont Berndt.

Die Soltauer Gespräche entwickeln sich weiter. Man überlege, wie Fragen aus dem Publikum gesammelt werden könnten, ohne dass wichtige Gedanken während des Vortrags oder der Diskussion verloren gehen. Ein Ziel sei es auch, junge Menschen für die Gespräche zu begeistern. „Wir gehen immer wieder auf Schulen zu“, bekräftigt Greiner.



 
   
     
     
     
           
           
       
 
         
    Heide Kurier vom 13.07.2014:  
 
 



 

„Soltauer Gespräche“: Qualität hat Bestand

Arbeitsgruppe organisiert seit 20 Jahren hochkarätige Veranstaltungen

 







„Soltauer Gespräche“
seit 20 Jahren erfolgreich: (v.l.) Hubertus Greiner,
Gottfried Berndt und Dr. Frederick J. Phillips.


SOLTAU (mwi). Auch wenn die Erkenntnis „Qualität hat Bestand“ leider nicht immer gilt - auf die Arbeitsgruppe (AG) „Soltauer Gespräche“ jedenfalls trifft sie zu: Seit zwei Jahrzehnten holt die AG mit ihrer gleichnamigen Veranstaltungsreihe Koryphäen aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft in die Soltauer Bibliothek Waldmühle. Damit ermöglicht sie Interessierten in der Böhmestadt Informationen und Anregungen aus erster Hand, wie sie sonst eigentlich nur in Metropolen, nicht aber in der „Provinz“ zu finden sind. Angesichts dieser 20 Jahre währenden Kontinuität bei gleichgebliebenem Anspruch können AG-Sprecher Gottfried Berndt sowie Dr. Frederick J. Phillips und Hubertus Greiner eine überaus positive Bilanz ziehen. Anlaß, sich selbstzufrieden zurückzulehnen, ist dies indes nicht: Schließlich sind die bisherigen Erfolge immer auch Ansporn für die Zukunft der „Soltauer Gespräche“.

Es ist erstaunlich, wer inzwischen in der Waldmühle zu Gast war: Franz Müntefering gehört ebenso dazu wie Avi Primor, Regine Hildebrandt, die Namensvettern Lothar und Ulrich de Maizière, Valentin Valin und Jutta Limbach sowie Ignatz Bubis, Egon Bahr, Esther Bejarano oder Bascha Mika. Die Liste ist lang geworden in den vergangenen 20 Jahren. Dabei fing alles ganz klein an: Als die Soltauer Kulturkonferenz im November 1993 zum ersten Mal tagte, bildete sich ganz spontan eine Arbeitsgruppe. Ziel war es seinerzeit zunächst, für 1994 eine parteiübergreifende Veranstaltung aus Anlaß der 50. Wiederkehr des „20. Juli 1944“ zu organisieren.

Damals meldete sich unter anderem aus den im Rat vertretenen Parteien CDU, SPD, Bürgerunion und Bündnis 90/Die Grünen mindestens je ein Vertreter. Den Vorschlag dazu hatte Dr. Hans Lucas gemacht, der sich im weiteren Verlauf zum Sprecher und „Motor“ der AG entwickeln sollte. Der große Erfolg der Veranstaltung zum „20. Juli 1944“ am 4. Juli 1994 mit Ulrich de Maiziere, Generalinspekteur der Bundewehr von 1966 bis 1972, veranlaßte die Gruppe, zusammenzubleiben und weiterzuarbeiten.

Laut Statut wollte sie mit Veranstaltungen wie Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Seminaren zu Themen etwa aus Politik, Wirtschaft und Kultur zur geistigen Auseinandersetzung mit Fragen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beitragen. Die Mitglieder blieben der AG über viele Jahre treu. Als sich Lucas 2009 aus der Gruppe zurückzog, waren sogar noch einige Mitstreiter der ersten Stunde dabei.

Von Lucas übernahm Gottfried Berndt die Aufgabe des Sprechers der Arbeitsgruppe, der inzwischen neben Berndt, Phillips und Greiner Reinhard Ostermeyer, Inge Lueken, Jutta Wolf, Uta Petschull und Dr. Ulrike Begemann angehören. Sie alle kümmern sich arbeitsteilig um die organisatorische Arbeit. Wichtig, so Greiner, sei es aber, „einen ‚Motor‘ zu haben. Das war Dr. Lucas und ist jetzt Gottfried Berndt.“ Mit ihm an der Spitze haben die „Soltauer Gespräche“ nicht nur ihr Statut beibe beibehalten, sondern auch andere bewährte Grundsätze: „So werden wir den Eintritt von fünf Euro nicht erhöhen, und wir zahlen den Referenten auch weiterhin keine hohen Honorare“, betont Berndt. Da wirke manchmal auch das inzwischen erreichte Renommee: „Interessant, ist, daß manche bereit sind, kostenlos zu uns zu kommen, weil unsere bisherige Rednerliste so interessant ist, so beispielsweise der Astronaut Dr. Thomas Reiter.“ Und Greiner ergänzt: „Viele sehen es inzwischen als Ehre an, an unserer Reihe teilzunehmen. Es gibt zwar Kandidaten, die gern 7.000 Euro Honorar hätten, andere aber nicht. So haben wir beim ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder angefragt: Der würde umsonst teilnehmen, hat aber zur Zeit keinen Termin frei.“ Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzek immerhin habe für September 2015 schon zugesagt. Das klingt alles ganz einfach, setzt aber großes Engagement voraus, denn mögliche Referentinnen und Referenten müssen zunächst ausgewählt und rechtzeitig angesprochen werden: „Wir müssen etwa ein bis eineinhalb Jahre vorausplanen und dabei beachten, welche Themen aktuell sind“, betont Greiner. Und dabei, so Phillips, „sind wir manchmal aktueller, als wir gedacht hatten, so etwa bei einer Veranstaltung zum Thema Organspende. Die hatten wir schon lange vor dem Skandal geplant.“

Neuerdings lädt die AG einmal im Jahr eine namhafte Persönlichkeit aus dem Soltauer Raum ein, die Besonderes geleistet hat. Hier wie auch sonst ist die Gruppe offen für Vorschläge und Anregungen von außen. Manchmal besteht ein „Soltauer Gespräch“ aus einer Podiumsdiskussion oder einem Dialog, in der Regel aber zunächst aus einem Vortrag und anschließend aus einem Diskurs mit dem Publikum. Das, so Phillips, bestehe zu einem großen Teil aus treuen „Stammkunden“. Darüber ist die AG erfreut, wünscht sich aber künftig auch mehr junge Leute: Die Gruppe gehe zwar immer wieder auf die Schulen zu, aber, so Berndt, „die Frage bleibt, wie wir mehr junge Leute gewinnen können.“ Jetzt allerdings konzentriert sich die AG erst einmal auf die „Jubiläumsveranstaltung 20 Jahre Soltauer Gespräche“, übrigens die 166. Zu Gast in der Waldmühle ist dann am kommenden Dienstag die Publizistin und ehemalige Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld, die über das Vermächtnis der Bürgerrechtsbewegung in der DDR spricht. Die Moderation an diesem Abend übernimmt dann noch einmal als Mann der ersten Stunde Dr. Hans Lucas.




 
   
     
     
     
           
           
       
 
         
    Böhme-Zeitung vom 27.09.2007:  
 
 



 
Der Kommentar
Kultur ist Lebensqualität

Von Jörg Jung

Der Springhornhof, die Soltauer Gespräche und das Spielzeugmuseum sind nur drei Beispiele für herausragende kulturelle Initiativen in unserer Region. Dass den vielen Projekten eine besondere Bedeutung zukommt, sollte unstrittig sein. Denn ob eine Region Vitalität ausstrahlt, ist im Wesentlichen von den dortigen kulturellen Aktivitäten abhängig.

Eine funktionierende Kulturszene signalisiert Einheimischen wie Auswärtigen, dass das Gemeinwesen mehr an-strebt, als die materielle Sicherung - so unentbehrlich diese zweifellos ist, stellt sie doch für viele die Voraus-setzung dafür dar, sich überhaupt mit ideellen Bereichen wie Wissen und Kunst auseinandersetzen zu können oder zu wollen. Der Philosoph und Arzt Albert Schweitzer sah in der „geistigen und sittlichen Vollendung des Einzelnen" das Ziel der Kultur. Anders ausgedrückt: Die Kultur soll es dem Einzelnen ermöglichen, sich zu einem höheren Ansprüchen genügenden Menschen zu entwickeln.

Nun mag das etwas abgehoben klingen. Doch bleibt festzustellen: Ohne Kultur und den ihr innewohnenden Impuls einer ideellen Weiterentwicklung des Menschen wäre das Leben um einiges ärmer, wenn nicht trostlos. Man stelle sich nur einmal vor, es gäbe den Springhornhof nicht, der mit seinen 30 Außeninstallationen das Bild der Region für jeden sichtbar mitprägt und es überzeugend verstanden hat, Kunst zu einem integralen Bestandteil der Landschaft werden zu lassen – er müsste ganz schnell gegründet werden.

Für die Soltauer Gespräche werden regelmäßig Vortragende gewonnen, nach denen sich wesentlich größere Städte die Finger lecken würden. Hochkarätige Fachleute wie den Orientexperten Professor Udo Steinbach aus Hamburg, den russischen Historiker Professor Leonid Swerdlow, den ehemaligen deutschen Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dieter Kastrup, und die VerfassungsrechtIer Professorin Jutta Limbach und Professor Ernst Mahrenholz konnte die emsige Arbeitsgruppe nach Soltau locken – und das nicht nur einmal, sondern mehrmals im Jahr. Eine Leistung, die größte Anerkennung verdient.

Und schließlich das Spielzeugmuseum, das nicht nur bei jungen und alten Besuchern positive Emotionen weckt, sondern mit seinen bis zu 400 Jahre alten Objekten auch Geschichte erzählt und diese auf anrührige Weise erlebbar macht. Damit nicht genug: Die Filzwelt soll die kulturelle Vielfalt noch einmal steigern – eine Idee, für die die Initiatoren höchstes Lob und größte Unterstützung verdienen. Denn Kultur ist Lebensqualität und somit unverzichtbar.




 
   
     
     
     
           
           
       
 
   
 
  Böhme-Zeitung vom 29.01.2007:  
     
 
 



Soltauer Gespräche feiert Jubiläum:
Bereits 100 Veranstaltungen

hh Soltau. Mit einem Vortrag zum 20. Juli 1944 fing alles an, inzwischen blickt die Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche auf 100 erfolgreiche Veranstaltungen zurück. Sie möchte mit den Veranstaltungen zu Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur „zur geistigen Auseinandersetzung mit Fragen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beitragen“, wie Sprecher Dr. Hans Lucas erläuterte.

Mit dem Thema „Zukunft der Arbeit, Arbeit der Zukunft“ mit den Soltauern Eckart und Hinrich Röders organisierte die Initiative Soltauer Gespräche, die derzeit aus 13 Mitgliedern besteht, ihre 100. Veranstaltung.

„Angefangen hat alles nach der ersten Soltauer Kulturkonferenz im Jahr 1993“, erinnerte sich Altbürgermeister Wolfgang Bargmann. Einige Ratsmitglieder hatten den Wunsch geäußert, die großen Probleme der aktuellen Politik, der Wissenschaft und Kultur einmal aus höchstberufenem Mund und höchster Kompetenz dargestellt zu bekommen. Seither gebe es die Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche ohne Satzung und ohne Vorstand. Mit Dr. Lucas habe sie einen Initiator und Motor, dessen ehrenamtliche Arbeit und Erfolgweit über das hinausgehe, was von einem Geschäftsführer erwartet werden könnte, und der keine Angst vor großen Namen habe. Ihm und der Initiative habe kaum einer der höchsten Prominenz den Wunsch nach einem Vortrag in Soltau abgeschlagen.

Den erfolgreichen Anfang machte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Ulrich de Maiziere, am 4. Juli 1994 mit dem Thema: „Das Vermächtnis des 20. Juli 1944“. Bargmann bezeichnete zeitgeschichtliche Gedenktage, den Balkan, den Nahen Osten, die Welt des Islam, die Kirche, den europäische Einigungs-prozess, die Gentechnologie und die Umweltfragen als die herausragenden Themen der durchschnittlich zwölf Veranstaltungen pro Jahr. Die prominentesten Redner aus der Liste der Minister, ehemaligen Minister-präsidenten, Botschafter, Generäle und Admiräle, Professoren und andere Wissenschaftler sowie Politiker waren seiner Aufzählung nach Lothar de Maiziere, Hans Koschnik, Valentin Falin, Gyulia Horn, Egon Bahr, Bischöfin Margot Käßmann, Bischof Joseph Homann, Ignaz Bubis und Regine Hildebrand.

Wolfgang Bargmann betonte, dass der Arbeitskreis stets großen Wert darauf gelegt habe, parteipolitische Ausgewogenheit zu präsentieren und bei staatlichen Konfliktfeldern beide Seiten zu hören. Er erinnerte an die Proteste einiger Bürger, als der Arbeitskreis Gregor Gysi auftreten ließ.


Quelle: Soltau.de

 
       
       
           
           
       
 
       
    Jahrbuch 2004
Landkreis Soltau-Fallingbostel
 
         
 



Hanns-Ulrich Wein

Kulturpolitischer Glücksfall im Herzen der Heide
Zehn Jahre Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche

65 Vorträge, um 3500 Besucher – Blick hinter die Kulissen lohnt

SoItau entwickelte sich in den letzten zehn Jahren zu einem Vortrags-Zentrum fiir die Prominenz der kultur-politischen Szene. U.a. traten ans Pult: der Nachwende-Ministerpräsident der DDR Lothar de Maiziere, Bremens Ex-Bürgermeister Hans Koschnick, der einstige Botschafter der Sowjetunion in Bonn Valentin Falin, mehrere hochrangige Generale der Bundeswehr und der NATO, Friedensforscher Egon Bahr, die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann, ihr katholischer Kollege Josef Homeyer aus Hildesheim, Cap-Anamur-Initiator Rupert Neudeck, ARD-Chefreporter Friedhelm Brebeck sowie mit dem langjährigen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden Jgnatz Bubis und der ostdeutschen Sozialpolitikerin Regine Hildebrandt zwei inzwischen verstorbene Prominente. Insgesamt kamen von 1994 bis Ende 2003 über 65 Redner aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Publizistik an die Böhme. Sie lockten etwa 3500 Zuhörer in die Bibliothek Waldmühle.

Für die Veranstaltungen verantwortlich zeichnete die Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche. Deren geistige Mütter. und Väter waren engagierte Mitglieder des Kulturausschusses des Rates der Stadt und der von ihnen erdachten Kulturkonferenz. In dieser bemühten sich fast zweimal jährlich die Vertreter der Vereine und die Kultur-schaffenden, ihre Veranstaltungen zeitlich zu koordinieren, Erfahrungen auszutauschen, Vorschläge zu machen und Ideen zu produzieren. In der ersten derartigen Kulturkonferenz im November 1993 machte der damalige CDU-Ratsherr Dr. Hans Lucas den Vorschlag, anlässlich des 50. Jahrestages des 20. Juli 1944 mit einer Veranstaltung den deutschen Widerstand gegen die Hitler-Diktatur zu würdigen. Dafür bildete sich spontan eine Arbeitsgruppe. Diese gewann als Redner den Generalinspekteur der Bundeswehr von 1966 bis 1972 Ulrich de Maiziere. Er sprach am 4. Juli 1994 in Soltau zum Thema „Das Vermächtnis des 20. Juli 1944". Die Veran-staltung fand so viel Anklang, dass die Gruppe übereinkam, beisammen zu bleiben.

Ein-Satz-Statut reichte aus

Ein Statut für die künftigen Aktivitäten war rasch formuliert und wie folgt beschlossen: „Die Arbeitsgruppe Soltauer Gespräche möchte mit Veranstaltungen (Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Seminaren) zu Themen z.B. aus Politik, Wirtschaft und Kultur zur geistigen Auseinandersetzung mit Fragen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beitragen."
Mehr Handlungsgrundlage als dieser Satz erwies sich binnen zehn Jahren nicht als erforderlich. Die Arbeits-gruppe funktionierte ohne Satzung, Vorstand und Kassenprüfer. Ihre Mitgliederliste blieb fast unverändert. Auf ihr stehen die Namen des Bürgermeisters und des Stadtdirektors des AG-Gründungsjahres, Wolfgang Bargmann und Jürgen Fenner, die Namen der damaligen Ratsmitglieder Erik Carls (Bürgerunion), Dr. Hans Lucas (CDU), Hildegard Oppermann (CDU), Heinzjürgen Pfitzinger (CDU) und Siglinde Wein (SPD), der Name des Soltauer Bürgers und ehemaligen Chefs des Wehrwissenschaftlichen Institutes für Schutztechnologie in Munster Dr. Helmut Krüger, des Pastors i. R. Dr. Heinrich Kröger sowie der engagierten Bürgerinnen bzw. Bürger lnge Lehmann-Böhm, lnge Lueken und Jan Leudolph.

In jüngster Zeit gesellte sich Dr. Ludwig Schänzler aus Munster dem Arbeitskreis zu. Die Liste wurde nie als endgültig angesehen. Die Mitglieder waren und sind gern bereit, an der Mitarbeit Interessierte in die Arbeits-gemeinschaft aufzunehmen. Sie hoffen vor allem auf das Engagement Jüngerer, zumal die Soltauer Rats-mitglieder bis auf eines im Laufe der Zeit der aktiven Kommunalpolitik Ade sagten. Zu ihrem Sprecher wählte die Arbeitsgruppe Dr. Hans Lucas, der somit jetzt ein Jahrzehnt lang die Aufgabe des ehrenamtlichen Geschäftsführers wahrnimmt. Was die im Statut verankerten Ziele betrifft, so hatten die Veranstaltungen aus-schließlich Vortragscharakter. Podiumsdiskussionen werden für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Seminare zu sozialwissenschaftlichen Themen fanden bisher nicht das exwartete Interesse. Hinsichtlich der Themen-stellung lagen die Schwerpunkte bei zeitgeschichtlichen Gedenktagen und Problemen (z.B. Naher Osten, Balkan, europäischer Einigungsprozess, Gentechnologie, Islam, Kirche heute und Umweltfragen). Wiederholt wurde auch über gesundheitspolitische, psychologische und soziologische Fragen referiert. Auch diese Themen fanden durchweg viel Interesse.

Die Soltauer Gespräche erwiesen sich als wesentliche Beiträge zur staatsbürgerlichen Information. Sie deckten ein vielfältiges Meinungsspektrum ab und schlossen damit offensichtlich eine Nachfrage-Lücke.
Wie funktionierte das?

Kunst der Referenten-Gewinnung ohne Angst vor „großen Tieren"

Die Anwerbung von Referenten beginnt mit dem Schreiben von Briefen ohne Furcht vor „großen Tieren". Den Angesprochenen wird die Stadt Soltau und ihr kulturelles Leben kurz vorgestellt. Es folgen Zeitrahmen- und Themen-Vorschläge. Die materiellen Möglichkeiten betreffend Honorar, Fahrtkostenerstattung und Hotelunter-bringung werden wirklichkeitsnah geschildert. Schließlich kommt die Bitte um Zusage und Terminvorschläge. Eine eventuelle telefonische Nachfrage wird angekündigt. Bei diesem Verfahren gibt es, so eine Erinnerung des Geschäftsführers, keine Absagen. Allerdings wird dann und wann ein Vorhaben wegen Terminschwierigkeiten zeitlich hinausgeschoben. Hilfe bei der Suche aussagekräftiger Referenten leisten die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU und die Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD, die beide Außenstellen im Lande Niedersachsen unter-halten. Doch auch im Rahmen dieser Zusammenarbeit spricht der Arbeitskreis die Prominenten direkt an, überlässt dies nicht dem Stiftungspersonal.

Kleine Gespräche vor den großen

Das Vereinbaren eines Tennins endet in der Regel mit der Einladung zu einem Abendessen vor der Veranstaltung mit Mitgliedern der Arbeitsgruppe und anderen Bürgern. Das ist die „Aufwärmphase". Der Referent lernt Soltauer und ihre Gastlichkeit kennen. Die Moderatorin oder der Moderator des Abends kommt in Kontakt mit ihm. Bei guter Speis' und gutem Trank ergibt sich manch munteres und interessantes Gespräch. Der eine oder andere Besucher erzählt dabei so viel, dass die Zeit knapp wird. Bei schweigsamen Partnern erlauben sich die Gastgeber Hinweise und Fragen. Oft wird eine solche Frage bei der Diskussion nach dem Vortrag wiederholt, um die Antwort dem größerem Publikum zugänglich zu machen.
Die „Aufwärmphase" verläuft jeweils im Clubraum eines örtlichen Hotels. Selbstverständlich ist, dass die Soltauer Teilnehmer am ,,kleinen" Gespräch ihre Zeche aus dem eigenen Portemonnaie begleichen. Die Wirtsleute des Hotels, in dem der Kreis sich in der letzten Zeit sehr wohl fühlt, bitten oft um eine Eintragung in ihr Gästebuch. Sie haben mittlerweile ein „Dankeschön" von so manchem Minister, Professor und anderen Prominenten darin stehen.

Atmosphäre durch Architektur

Betritt die Gruppe die Bibliothek, kommt es immer wieder einmal vor, dass dem Referenten ein Satz wie „Welch' angenehmer Raum!" entfährt. Die Architektur der Waldmühle, der Blick auf viele Bücher sowie durch die Glaswand ins Grüne und aufs Wasser schaffen Atmosphäre. Das empfindet sicherlich auch der jeweilige Zuhörerkreis. So fördert und bereichert die Architektur der Bibliothek und ihres Auditoriums Soltaus kultur-politisches Leben.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe stellen im Wechsel den Zuhörern die Vortragenden mit ihren wichtigsten Lebensdaten und Arbeitsschwerpunkten vor.
Nach jedem Vortrag haben die Anwesenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dann und wann führt das zu einer inhaltsreichen Fortsetzung des Referates. Fragen und Diskussionsbeiträge sind stets von Respekt vor der Meinung anderer geprägt. Das sorgt für ein erfreulich hohes Niveau aller Phasen der Soltauer Gespräche. Der Gesprächsleitung obliegt es schließlich, dem Gast zu danken und ihm ein kleines Geschenk zu überreichen. Die Stadt stellt dafür das Buch „Soltau die grüne Stadt in der Heide" zur Verfügung. Es kommt vor, dass sich die Prominenten der schönen Fotos von Prof. Lothar Klimek und der Begleittexte von Heinzjürgen Pfitzinger besonders erfreuen und sich brieflich dafür bedanken.
Jede Veranstaltung verlangt eine Menge organisatorischer Vor- und Nacharbeit. Eine davon ist der Verkauf der Eintrittskarten. Den übernehmen abwechselnd die Arbeitskreis-Mitglieder und einige ihrer Ehepartner.
Die Platzzahl in der Bibliothek ist begrenzt. Lassen Name und Ruf eines Referenten besonders viel Publikum erwarten, müssen zusätzlich Stühle bereitgestellt werden. Diese werden dann von Männern des städtischen Bauhofs aus einer nahen Schule an- und wieder abtransportiert. Sitzplätze für bis zu 250 Zuhörer werden auf diese Weise geschaffen.

Eintrittsgeld und Zuwendungen

Die Arbeitsgruppe beschäftigt zwangsläufig immer wieder die Frage der Finanzierung der Soltauer Gespräche. Den Grundstock bilden die Eintrittsgelder. Gegenwärtig hat jeder Besucher 5 Euro oder, wenn ihm Ermäßigung gewährt wird, 3 Euro zu zahlen. Wenn ein finanziell besonders aufwendiges Unternehmen ansteht, schaut man sich nach Sponsoren um. Rat und Verwaltung vergeben jährlich kleine Beihilfen an Vereine für soziale, jugendpflegerische und kulturelle Aktivitäten. Auf der entsprechenden Vergabeliste stehen auch die Soltauer Gespräche. Die Kommune anerkennt und fördert sie als ein geistig-kulturelles Aushängeschild und vielleicht sogar mit etwas Stolz.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit, besonders für eine ehrenamtlich geleitete Arbeit, auch wenn diese Freude macht. Möglicherweise ist das eine oder andere Arbeitsgruppenmitglied ein wenig müde. „Motor" Dr. Hans Lucas spricht z.B. vom Jahr 2005, wenn man ihn „Wie lange noch?" fragt. Dieser Bericht sollte deshalb kulturpolitisch Interessierte, besonders die rüstigen Rentner unter ihnen, anregen, bei der Gestaltung der Soltauer Gespräche mitzuwirken. Auch Vertreter von Nachbargemeinden sind willkommen. Die Soltauer Gespräche locken ja seit langem so manchen Bürger des Umlandes in die Bibliothek Waldmühle.

Hanns-Ulrich Wein, August Wöhler-Str. 4, 29614 Soltau